PCPU. ELTERNSTRESS UND PATIENTENZIMMER ARCHITEKTUR

Was ist ein Eltern-Kind-Patient? Und warum benötigt dieser eine spezielle Architektur? In der landesweiten Studie „Das entwicklungsgerichtete Gebäude“ untersuchte Kopvol diese Zusammenhänge und prägt den Begriff des Eltern-Kind-Patienten. Die Ergebnisse der Studie führten unter anderem zu einer neuartigen Patientenzimmer Typologie: OKE, Der Eltern-Kind-Einheit (PCPU, The Parent-Child-Patient-Unit), die 2018 im Princess Maxima Zentrum für Kinderonkologie in Utrecht erstmals realisiert wurde. Der Fachartikel beschreibt bislang unveröffentlichte Ergebnisse aus dieser Studie, die die evidenzbasierte Herleitung der PCPU belegt und den Zusammenhang von elterlichem Stress und der Patientenzimmerarchitektur aufdeckt.

„Krebskranke Kinder werden während der Diagnose und Behandlung häufig ins Krankenhaus eingewiesen. Seit Anfang der 1980er Jahre werden die Eltern mit aufgenommen, da sich ihre Anwesenheit positiv auf die Anpassung der Kinder an den Krankenhausaufenthalt auswirkt und posttraumatischen Stress verringert. Die Größe und die allgemeine architektonische Gestaltung der Zimmer wurden jedoch nie an die Verdoppelung der Belegungsrate angepasst. Da Studien zeigen, dass viele Eltern durch die Krankheit ihres Kindes stark belastet sind, sollte in dieser Studie untersucht werden, wie sich die Architektur der alten Patientenzimmer auf die Belastung der Eltern auswirkt. Eine Videobeobachtung zielte auf die Eltern-Kind-Interaktion in Bezug auf fünf architektonische Faktoren ab: (a) Funktion und Ort der Interaktion, (b) Abstand zwischen Eltern und Kind, (c) genutzter Raum, (d) Rückzug und (e) Dauer der Interaktion. Insgesamt wurden 22 Familien in zwei niederländischen Kinderkliniken einbezogen. Die Ergebnisse zeigen einen signifikanten Zusammenhang zwischen der elterlichen Belastung und drei architektonischen Faktoren: Je weniger ängstlich die Eltern waren und je besser sie das Wohlbefinden ihres Kindes einschätzten, desto mehr Abstand schufen sie zwischen sich und ihrem Kind, und desto mehr Raum, Privatsphäre und Rückzugsmöglichkeiten wurden genutzt. Diese Ergebnisse werden im Rahmen einer neuen Patientenzimmertypologie, der Eltern-Kind-Patienten-Einheit (PCPU), diskutiert, die auf den offensichtlichen Zusammenhang zwischen elterlicher Belastung und der Gestaltung reagiert.“

Auch interessant: Kafke, E. (2021). Architekturpsychologie. Bessere Krankenhäuser planen. Deutsches Architektenblatt, 10.2021.