Bild: Marcel Kentin

Internationaler Straf­gerichtshof Den Haag

Der Internationale Strafgerichtshof (ICC) in Den Haag ermittelt gegen Personen, die wegen der schwersten Verbrechen, die die internationale Gemeinschaft betreffen, angeklagt sind, und stellt sie vor Gericht, wenn dies gerechtfertigt ist: Völkermord, Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und das Verbrechen der Aggression. Welch eine Herausforderung für eine junge Architektin, diesem Inhalt eine angemessene Hülle zu geben. Nur fünf Jahre nach ihrem Abschluss an der Technischen Universität Delft, nimmt Gemma Koppen diese Herausforderung erfolgreich an: Unter Berücksichtigung der hohen Sicherheitsanforderungen und der Sichtbarkeit des Gerichtshofs konzentriert sich die ICC-Taskforce (erste Anlaufstelle für den Rijksgebouwendienst (Oberste Regierungsbaubehörde der Niederlande)) auf vier Hauptthemen. Kosten, Schnelligkeit des Baus, Anforderungen an die Zugänglichkeit und die Tatsache, dass das Gebäude nur vorübergehend errichtet wird. Der Zugang ist gleichzeitig für Richter und Mitarbeiter, Angeklagte, Opfer sowie für Medienvertreter und die Öffentlichkeit erforderlich. Im Rahmen einer ersten Machbarkeitsstudie werden verschiedene Möglichkeiten untersucht. Der Projektleitenden Architektin, Gemma Koppen gelingt mit ihrem Entwurf die Umsetzung der hohen Anforderungen in eine die schwierige Arbeit der Richter*innen würdigendes Gebäude, das aus der Transformation des ehemaligen Parkhauses förmlich erwächst. Um die Sicherheitsanforderungen zu erfüllen, entwirft sie das Gebäude so, dass es verschiedene getrennte Zugangswege gibt, wobei sie diese durch Farben visuell voneinander unterscheidet. Für die Angeklagten werden erdige Farben verwendet, für die Sicherheit und das Personal Primärfarben, für die Richter Birke, die für die ruhige und ernsthafte Natur ihrer Arbeit steht. Blau in den öffentlichen und medialen Bereichen, welches laut Studien für Gerechtigkeit, Vertrauen und Intelligenz steht.

Die Höhe der Garagendecks stellt sie vor eine besondere Herausforderung, da öffentliche Gebäude im Allgemeinen nicht bis zu einer Höhe von 2,25 Metern gebaut werden. Durch die Platzierung aller Installationen, einschließlich der Beleuchtung auf Boden- oder Wandebene, wird der Eindruck von Höhe und Offenheit maximiert. Drei Durchbrüche des Medienzentrums gestatten den Besuchern, die den Besprechungsraum darunter nutzen, ein Gefühl von Offenheit und Licht. Koppen beschließt, die Tatsache nicht zu verbergen, dass eine Parkgarage die Grundlage der Struktur bildet, im Gegenteil, die Kontraste zwischen den alten und den neuen temporären Elementen des alten Gebäudes sind ein wesentliches Merkmal ihres Entwurfs. Das Gewicht des Gerichtssaals ist zunächst zu hoch für das vorhandene Stützenraster. Die Architektin plant daher beton-gefüllte Stahlstützen, die die bestehenden Stockwerke mit ihren eigenen Fundamenten durchbohren, um den bestehenden Boden nicht verstärken zu müssen. Diese sind in der gesamten neuen Struktur sichtbar und vermitteln das Gefühl der Kontinuität zwischen den verschiedenen Stockwerken, wobei sie sich von den ursprünglichen Betonpfeilern des Parkhauses abheben. Die Außenseite des Gebäudes wurde so gestaltet, dass sie nicht mit der bestehenden Struktur konkurriert, sondern sich subtil von ihr abhebt. Eine Glasschürze um den unteren Teil des Gebäudes gibt ihm das Gefühl, über dem Boden zu schweben, wodurch das Gebäude viel leichter erscheint; nachts ist es beleuchtet. Der Metallvorhang, der sich um das Gebäude windet, besteht aus zwei Elementen, wobei flache und konvexe Linien einander abwechseln, ein Lichtspiel erzeugen und einen internationalen Morsecode codieren. Das Gebäude ist inzwischen Kulisse eindrucksvoller Kino- und TV Produktionen zur internationalen Verteidigung der Menschenrechte.

Lounge Bereich für Besucher und Journalisten. Bild: Rob 't Hart

Presseraum und 'Hot Desks' Ebene. Bild: Rob 't Hart

Hauptgerichtssaal. Bild: Rob 't Hart

Fassade Inschrift. Satz aus der UDHR (Allgemeine Erklärung der Menschenrechte)

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