FRISCHE LUFT

Zur Eröffnung ihres ersten Studios in Rotterdam empfangen Gemma Koppen und Tanja Vollmer die Besucher mit einem Glas Sekt. Anstatt sich dieses entspannt vom Tablett zu nehmen, fesselt es die Gäste an fest installierte Atemmasken, die von der Atelierdecke herunter ragen. Sauerstoff, der üblicherweise durch diese Masken lebenserhaltend strömt, wird nicht angeboten. Sie sind – gleichsam dem Büroraum – nicht mit der Außenluft verbunden. Wer dabei an das Sick Building Syndrom der 80er Jahre denkt, befindet sich mitten in der gewollten Kritik der beiden Gründerinnen an einer fortdauernden Architektur, die Menschen im Anschein des Luxus um ihre Basis Bedürfnisse betrügt. Mit Kopvol architecture & psychology gehen die Architektin Gemma Koppen und die Psychologin Tanja Vollmer einen neuen Weg. Diesem Weg können die Besucher der Eröffnungsausstellung und zukünftigen Bauherren aber nur dann folgen, wenn sie ihren „tradierten Platz am Sektglas“ los zu lassen bereit sind. Zwei Jahre später schreibt der Niederländische Architekturförderer SFA erstmals einen Förderpreis für derart mutige Bauherr*innen aus. Der von der ehemaligen Gesundheitsministerin verliehene und nach ihr benannte Hedy d’Ancona Preis wurde bis 2016 alle zwei Jahre verliehen.