Die Erkrankung des Raumes

Jahre vor der Gründung von Kopvol bemerkt Tanja C. Vollmer in ihrer klinischen Arbeit mit an Krebs Erkrankten, dass mit den Veränderungen, die die Krankheit und Lebensbedrohung mit sich bringen, auch eine Wahrnehmungsveränderung einhergeht. Diese drückt sich zunächst in räumlichen Metaphern aus. „Ich bin in ein tiefes Loch gefallen“, „ ich stehe vor einer Wand“, „habe meine Perspektiven verloren“. In einem ersten gemeinsamen Projekt gehen Gemma Koppen und Tanja Vollmer diesen Beobachtungen nach und untersuchen sie systematisch, phänomenologisch und qualitativ. An der Akademie der Bildenden Künste in München leiten sie hierzu Studierende an, den Metaphern der Betroffenen einen gestalterischen Ausdruck zu geben. Es ist die Geburtsstunde der Theorie der Raumanthropodysmorphie: Der bildnerischen Festlegung einer Raum- Wahrnehmungsveränderung von Menschen mit existentiell lebensbedrohlichen Erkrankungen. Im Buch „Die Erkrankung des Raumes. Raumwahrnehmung im Zustand körperlicher Versehrtheit und deren Bedeutung für die Architektur“ leiten Vollmer und Koppen ihre Theorie aus dem Lehr-Forschungsexperiment her und stellen sie in den Kontext philosophischer, künstlerischer und naturwissenschaftlicher Betrachtungen der Körper-Raum-Beziehung. Das Buch wird später als Grundsteinlegung der modernen Architekturpsychologie rezensiert. Die Theorie der Raumanthropodysmorphie wird in einer Reihe von quantitativen Studien zum Umwelt-gekoppelten Stresserleben Schwerkranker von Kopvol weiter untersucht.

Publikationen:

Vollmer, T. C., & Koppen, G. (2010). Die Erkrankung des Raumes: Raumwahrnehmung im Zustand körperlicher Versehrtheit und deren Bedeutung für die Architektur. München: Herbert Utz Verlag.

Vollmer, T. C., & Koppen, G. (2010). Fysieke en psychische vervreemding. In A. van der Leun & J. Rodermond (Eds.), Hedy d’Ancona Prijs voor excellente zorgarchitectuur 2010 (pp. 50–57). Rotterdam: Stimuleringsfonds voor Architectuur.

Vollmer, T. C., & Koppen, G. (2018). Architekturwahrnehmung und Stresserleben Schwerst- und chronisch Kranker. In Abel, A., & B. Rudolf (Eds.), Architektur wahrnehmen (pp. 207–227). Bielefeld: transcript Verlag.

Rohde, S., & Vollmer, T. C. (2019). Räume der Seele. Psychologie Heute, 46(12), 26–28.

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