WIE STADT­ARCHITEKTUR GESUNDHEIT BEEINFLUSST: DAS PAKARA-MODELL

Die Monatszeitschrift Bundesgesundheitsblatt – Gesundheitsforschung – Gesundheitsschutz umfasst alle Fragestellungen und Bereiche, mit denen sich das öffentliche Gesundheitswesen und die staatliche Gesundheitspolitik auseinandersetzt. Ziel ist es, zum einen über wesentliche Entwicklungen in der Grundlagenforschung auf dem Laufenden zu halten und zum anderen über konkrete Maßnahmen zum Gesundheitsschutz, über Konzepte der Prävention, Risikoabwehr und Gesundheitsförderung zu informieren. Im Sonderheft ‚Stadt und Gesundheit‘ stellen Vollmer et al. neue wissenschaftliche Erkenntnisse zu Auswirkungen der Architektur auf Gesundheit und Wohlbefinden in Städten aus Sicht der Architekturpsychologie vor und platzieren sie in den Kontext alt bekannter Vorahnungen und Einschätzungen von Experten aus dem Städtebau. Aus der Verknüpfung dieser Realitäten entspringt die Kritik der Autorinnen an einer Jahrzehnte andauernden ungesunden Trennung der Disziplinen: „Der Mensch steht in ständiger Wechselwirkung mit seiner Umwelt. Eignet er sich diese an, wirkt sie sich positiv auf seine Gesundheit und sein Wohlbefinden aus. Zur Förderung der Aneignung muss Stadtarchitektur auf menschliche Bedürfnisse reagieren. Das PAKARA-Modell verdeutlicht die dynamische Interaktion dieser Bedürfnisse mit der Stadtarchitektur und unterscheidet dabei die drei Sektoren präventiver, kurativer und rehabilitative Architektur. Im Artikel werden neben dem Modell drei zentrale Bedürfnisse in ihrer gesundheitsförderlichen Sättigung beziehungsweise gesundheitsschädlichen Über- und Untersättigung durch die Stadtarchitektur exemplarisch erläutert: Stimulation, Identifikation und Privatheit. Schlussfolgernd zeigt sich, dass die zukünftige Herausforderung darin besteht, vor dem Hintergrund des drastischen Anstiegs der weltweiten Stadtbevölkerung und der damit verbundenen Komplexität bedürfnisorientierter Gestaltung den Weg enger interdisziplinärer Zusammenarbeit auszubauen. Die Bedürfnisse des einzelnen – auch wenn sie einander widersprechen und sich im Laufe des Lebens wandeln – sind der Motor der Gesundheit einer ganzen Gemeinschaft. Stadtarchitektur hat das Potential, diesen Motor in Gang zu halten oder zu zerstören.“ (zitiert aus dem Original; Vollmer TC et al., 2020)